Kennst du das? Du gibst täglich dein Bestes, kommst aber gefühlt keinen Schritt weiter? Du hetzt von Termin zu Termin, bewältigst Aufgabe um Aufgabe, wechselst von einer Rolle in die nächste.
Am Abend hast du das Gefühl, als wärst du den Berg vor dir keinen Meter höher gekommen. Der Berg scheint oftmals sogar noch zu wachsen.
Ob das wohl daran liegt, dass es kein Berg ist, den du erklimmst, sondern ein Rad, das sich ständig dreht? Und du der Hamster, der das Rad am Laufen hält?
Und täglich grüsst der Hamster
«Warum mach ich das eigentlich?» Bestimmt hast du dir diese Frage schon mal gestellt. Sei das in Bezug auf den Job, den Sport, die Wintersportferien, die Beziehung oder sogar die Familie generell. Ich für meinen Teil schon des öfteren. Vor allem beruflicher Natur. Und obwohl ich mir keine Antwort geben konnte, habe ich einfach weitergemacht. Einfach weiter funktioniert.
Wir haben von klein auf gelernt, zu funktionieren. Leistung, Kampf, Anpassung.
Das sind zentrale Werte, die uns vermittelt wurden. Von unseren Eltern, von der Schule, von der Gesellschaft und von den Medien. An sich nicht verwerflich. Nur gelten diese Werte nicht ausschliesslich. Und nicht um jeden Preis.
Jedenfalls hat uns das als Generation X und teils Generation Y so weit gebracht, dass wir uns an dem orientieren, was wir HABEN. Oder noch treffender: an dem, was die Anderen haben. Wieviel Geld, welche Position, die Wohnung, welches Auto, die tollen Ferien. Unser Lebens-Motto? MEHR! Dafür stehen wir jeden morgen auf, kämpfen uns in den Tag, bewältigen die Aufgaben, versuchen uns zu behaupten, schleifen uns durch den Alltag, geben der Familie noch die letzte Energie, damit wir Abends so richtig geschafft sind. Aber stimmt, es heisst ja auch «schaffen». Und das Tag für Tag. Ohne Rücksicht auf unsere Gesundheit. Und ohne Rücksicht auf das, was wir eigentlich wollen.
Es geht um Lebenszeit
Wir leben in einem Land, das alles bietet. Wir haben alles, was es braucht, um sehr gut zu leben. Und trotzdem: wir sind nicht glücklich! Einzelne natürlich schon, jedoch nicht generell als Gesellschaft.
Ausländische Gäste attestieren uns Schweizern Pünktlichkeit, Sauberkeit und Pflichtbewusstsein. Alle reden immer vom Luxus, den wir in diesem Land haben. Von keinem hört man aber die Aussage: «Ach, wie glücklich und lebensfroh diese Schweizer doch sind!»
Wir sind so darauf fixiert, immer mehr zu haben, dass wir vergessen, wann genug ist.
Wir sind so darum bemüht, möglichst alles im Leben zu kontrollieren, dass wir uns die Chance nehmen, frei zu sein. Wir haben solche Angst, Status und Ansehen zu verlieren, dass uns der Mut verlässt, um einfach glücklich zu sein.
Wir arbeiten, damit wir uns die Freizeit leisten können. Wir nutzen die Freizeit, damit wir uns für die Arbeit erholen können. Dabei denken wir immer in Arbeitszeit und Freizeit.
Scheiss-Montag! Endlich Freitag! Wie lange muss ich noch arbeiten, bis ich meine Pension geniessen kann? Also arbeiten müssen, um geniessen zu können. Aus meiner Sicht liegt in dieser Trennung einer unserer Fehler im System.
Es geht nicht um Arbeits- oder Freizeit. Es geht um Lebenszeit.
Die Lebenszeit ist das Wertvollste, was wir haben. Also sollten wir sie bestmöglich nutzen und sie damit verbringen, was uns gut tut und Freude macht. Denn: Geld kommt wieder, die Zeit aber nicht. Jede Stunde, die durch ist, ist durch. Jeder Tag, der vorbei ist, kehrt nicht zurück. Jedes Jahr, das zu Ende geht, kommt nie wieder.
Ach du liebe Freude...
Aus meiner Sicht gilt es, unsere Lebenszeit mit Tätigkeiten zu verbringen, die Freude bereiten. Genau das, was uns die kleinsten Kinder vorleben. Was sie tun, tun sie aus Freude. Ganz intuitiv. Alles andere käme ihnen nicht in den Sinn. Und das macht sie automatisch glücklich. Es ist nie zu spät, um das zu realisieren. Bei mir waren es knapp 40 Jahre, die ich dafür gebraucht habe. Bis dahin habe ich in erster Linie für andere gelebt. Um zu gefallen, um dazuzugehören, um Bestätigung zu erhalten. Egal! Jetzt habe ich es kapiert! Meine verbleibende Lebenszeit werde ich nun definitiv anders gestalten.
Aus der neurobiologischen Forschung ist bekannt, dass wir schneller und nachhaltiger lernen, wenn wir etwas mit Freude tun. Obwohl wir in Zeiten leben, in welchen es primär um Wachstum geht, ignorieren wir diese wissenschaftliche Tatsache komplett.
Dabei ist Freude DER Schlüssel zum geistigen und seelischen Wachstum. Denn was wir gerne machen, tun wir besser und häufiger. So lernen wir immer mehr und entwickeln uns weiter. UND: Was wir gerne machen, tut uns gut. Was uns gut tut, macht uns dankbar. Was uns dankbar macht, macht uns glücklich. Was uns glücklich macht, inspiriert andere. «Die Freude bezahlt mir aber keine Rechnungen!» Kennst du das? Vielleicht aus deinen eigenen Gedanken? Diese Aussage könnte aus meiner Kindheit stammen. Aber auch aus meinem Umfeld. Wir sind so konditioniert, dass wir primär in Geld denken. Wir müssen in erster Linie alle unsere Abhängigkeiten bezahlen. Erst dann können wir Freude haben. Hoffentlich. Oftmals merken wir erst viel zu spät, was uns im Leben wichtig ist. So zu denken ist nicht unsere Schuld. Das ist das Ergebnis all unserer Prägungen und Glaubenssätze. Das beste daran? Wir haben es selber in der Hand, dies zu ändern. Wir entscheiden selber, was wir tun. Wir müssen nichts, wir können. Wenn wir wollen.
Wo fang ich denn bloss an...?
Veränderung beginnt bei dir. Also fängst du natürlich bei dir an. Na toll! Nur wie? Solange du im Alltagstrubel bzw. Hamsterrad bist, wird nicht viel passieren. Nicht, dass du nicht willst. Du kannst dir die tollsten Vorsätze eintrichtern.
Meistens scheitern die Menschen an zwei Kriterien: am Alltag und am Grund.
Im Alltagstrubel lässt sich wenig bewegen. Stell dir eine Schneekugel vor: Solange es stürmt und schneit, siehst du nicht klar. Erst wenn sich alles beruhigt hast du wieder klare Sicht auf die wesentlichen Dinge. Du brauchst also Ruhe und Klarheit, damit Veränderung entstehen kann.
Warum möchtest du etwas ändern?
Das ist die grundlegende Frage. Denn die Antwort darauf entscheidet, ob du etwas verändern wirst, oder ob dein Vorhaben in den Tiefen des Alltags wieder verschwindet. Der wahre Grund gibt deiner Veränderung einen Sinn.
Er ist dein Antrieb. Er bringt dich dazu, Wille zu zeigen, stark zu bleiben und den alltäglichen Bequemlichkeiten zu trotzen. Dabei gibt es keine richtigen und falschen Gründe. Die einzige Frage ist, wie viel Sinn du für dich darin erkennst.
«Wie mach ich das? Wie finde ich diesen Grund?» Geht dir das jetzt durch den Kopf? Der erste Schritt ist Zeit für DICH! Schaff dir kleine Inseln, die du ganz allein für dich nutzen kannst.
Wofür? Um herauszufinden, was dir wichtig ist und was dir gut tut.
Persönlich erachte ich diese ICH-Zeit als eine der Top 10 Massnahmen für mehr Gelassenheit im Leben.
Diese Zeit-Inseln können allerlei Formen haben: ein Spaziergang im Wald, eine Pause im Park, ein Halt am Seeufer, eine Runde Yoga, eine Meditation am Morgen oder Abend, ein gutes Gespräch mit einem Freund, ein Buch oder ein Online-Kurs.
Es geht um die Zeit, nicht um die Tätigkeit.
Es geht um Zeit, in der du zur Ruhe kommst und für Impulse empfänglich bist.
Bei mir besteht meine ICH-Zeit aus einem Mix an Inseln: Ich pflege eine Morgenroutine mit Dehnungs- und Fitnessübungen, mache Atemübungen, ich meditiere, ich sattle mein Mountainbike, ich lese, ich geh in den Wald, ich geniesse meine Weiterbildungen. Zudem: Die erste und letzte Stunde des Tages verbringe ich ohne Smartphone. Ganz bewusst.
Dieser Mix ist aber nicht auf einmal entstanden. Angefangen habe ich mit dem Meditieren, alles Weitere ist fortlaufend hinzugekommen. Schritt für Schritt.
In der Ruhe liegt die Kraft
«Ich hab doch jetzt schon keine Zeit!» Eben. Und weisst du warum? Weil du dir die Zeit NICHT nimmst, für das, was dir wirklich wichtig ist. Und weil du vielleicht gar nicht weisst, was dir eigentlich wichtig ist. Also, höchste Zeit, das herauszufinden! Starte mit kleinen Inseln von 15 bis 30 Minuten, die du dir in deinen Alltag integrieren kannst. Zum Beispiel als Teil deiner Morgenroutine, während deiner Mittagspause, auf deinem Arbeitsweg oder wenn die Kids schlafen. Und 30 Minuten kannst du wohl schmerzfrei von deiner Smartphone- oder TV-Zeit klauen. Oder?
Wichtig ist, dass du in dieser Zeit Ruhe findest.
Ruhe in dir drinnen. Deshalb hilft es, wenn du möglichst keine Ablenkung hast. Sei dies in Form von Arbeit, von Lärm, von anderen Menschen, von deinen Kids, von Social Media... Darum gilt: Smartphone weg! Einzige Ausnahme gilt zum Musik hören oder zur Anleitung von Meditationen. Auch das passende Umfeld ist wichtig. Es soll nicht mit negativen Empfindungen verbunden sein.
Das ideale Setting ist natürlich die Natur. Ihre Ursprünglichkeit und Kraft kann ungemein wirken und dich erden. Das braucht es, um dich wieder auf den Boden der Tatsachen namens Leben zu bringen. So kann es unfassbar inspirierend sein, Bäume einmal so richtig wahrzunehmen und ihre Lebenskraft zu spüren. Zu verstehen, wie sie entstehen, wie sie wachsen, wie sie kooperieren und wie sie allen Widrigkeiten trotzen. Das auf das eigene Leben zu projizieren kann magisch sein. Dann siehst du trotz lauter Bäume vielleicht sogar wieder deinen eigenen Wald.
Fang einfach an...
Für alles im Leben gibt es keinen richtigen Moment. Besser heute als morgen. Besser morgen als später. Besser später als nie. Fang einfach an, dir an einem Tag in der Woche diese 15 bis 30 Minuten einzuplanen. Mach's einfach mal und schau, was passiert. Wenn es dir zusagt, mach zwei Tage daraus. Und so weiter, bis es eines Tages sogar zu deiner Alltagsroutine wird.
Vielleicht hilft es dir, mit einer einfachen Meditation zu starten. Ich empfehle dir dafür die Übung für mehr Körperbewusstsein namens «Bodyscan».
Ganz wichtig: rede mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Sag ihm oder ihr, was du da machst und warum.
Ja! Es ist Zeit für DICH! Nur für dich!
Diese Selbstliebe braucht es, damit du dich und deinen Fokus findest. Damit du wieder weisst, was DIR im Leben wichtig ist.
Das hilft dir...
...deine Energie dort einzusetzen, wo sie für dich am wertvollsten ist.
...die Balance in deinem Leben zu finden.
...deine Lebenszeit sinnvoll zu nutzen.
Und das alles hilft dir, deinen Liebsten wieder mehr zu geben. Mehr von DIR. Genau das, was sie am meisten brauchen. Also hilft diese Art von gesundem Egoismus im Endeffekt allen – dir und deiner Familie.
Warte nicht, bis dir diese Zeit geschenkt wird. Das wird nämlich nicht passieren. DARUM: Nimm sie dir. Und ermuntere deine Liebsten, sich ebenfalls die Zeit für sich zu nehmen.
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