Es ist ja nicht so, dass das Leben vor dem Eltern sein langweilig war. Dass man sich gesagt hätte: Ach komm, lass uns mal ein bisschen Abwechslung ins Leben bringen und Kinder kriegen. Bei mir jedenfalls nicht.
Genug Arbeit, genug Freunde, genug Hobbies, genug Beziehungsthemen und genug Ideen. Von Langeweile keine Spur. Aber eben, wir Menschen haben ja nie genug...
Die erste Zeit als Papa war für mich wie ein Waschgang auf Hochtouren. Obwohl das Daddy sein nur EINE weitere Aufgabe war, hat sie mein bestehendes Leben so ziemlich durchgewirbelt. Körperlich, mental und erst recht emotional.
Wenn ich heute auf diese Anfangszeit zurückblicke, lache und staune ich.
Ich lache, weil ich damals so richtig überfordert war und Sachen gemacht habe, die mir heute nicht mal ansatzweise in den Sinn kämen. So war ich zum Beispiel in der ersten Nacht zu Hause felsenfest davon überzeugt, dass unser Baby eine Muttermilchallergie hat. Ohne Witz! Warum denn sonst würde es nach dem Stillen schreien? Mann, mann, mann... Wie kommt man nur auf so was?
Und ich staune, weil ich es echt krass finde, wie wir als Eltern in der Lage waren, einfach zu funktionieren. Tagelang ohne Schlaf, ohne richtig zu essen, ohne zu wissen, was wir tun müssen, mit einem Baby, das in erster Linie sein Schreien geübt hat. Und es ging. Irgendwie.
Wir erschrecken jeweils über unsere Geister-Fotos von damals, die unsere erschöpften Gesichter zeigen. Auch die haben uns davon abgehalten, über ein drittes Kind nachzudenken...
Und trotzdem: Es war gut und richtig so, wie es war!
Denn diese Erfahrungen haben mir geholfen, zu lernen, mich persönlich zu entwickeln und als Vater zu wachsen.
Warum denn Fokus?
JA, wir sind sehr belastbar und vielseitig. Wir können unzählige Aufgaben und Projekte gleichzeitig managen, ohne dass alles überbordet. Nur: So können wir sie nicht mit voller Hingabe und mit dem bestmöglichen Resultat ausführen.
Das mag eine Zeit lang funktionieren. So wie wir eben auch als Eltern eine Zeit lang mit Überforderung und ohne Erholung funktionieren können. Eine Zeit lang. Wenn diese Zeit aber andauert oder sogar zu einem Dauerzustand wird, wird es brenzlig. Fehlende Energie, mangelnde Ressourcen, unbefriedigte eigene Bedürfnisse oder Sinn- und Lustlosigkeit können die Folge sein. Mögliche Zeichen dafür sind: Müdigkeit, Traurigkeit, Konzentrationsschwäche, Gereiztheit, Frust, Wut oder Hass. So wie es auch mit Stress ist. Eine Zeit lang können wir Stress aushalten. Dafür ist unser Körper bereit.
Wenn es aber zu chronischem Stress führt, dann widerspricht es unserem Naturell und wird für uns gefährlich.
Meistens sind psychische oder physische Krankheiten das Resultat davon. Was dem vorbeugt und wirklich hilft? Fokus auf das, was wichtig ist.
Fokus heisst Nein sagen
Heute reden alle davon, sich zu fokussieren. Doch was bedeutet eigentlich Fokus? Selber habe ich das lange Zeit nicht wirklich verstanden – beziehungsweise falsch interpretiert.
Es geht nämlich nicht darum, worauf du dich konzentrierst. Es geht viel mehr darum, was du weglässt. Fokus heisst NEIN sagen.
Es gibt Vieles, das einem gefällt. Vieles, das auch möglich oder spannend ist. Vieles, das man noch machen kann oder vermeintlich machen MUSS. Doch allzu Vieles zu machen führt dazu, dass man auch viel Unwichtiges macht. Es führt dazu, dass man eher sinnlos strampelt, als dass man etwas richtig macht und vorwärts kommt.
Doch wann sagst du Nein? Und was lässt du weg?
Um Nein sagen zu können, musst du wissen, was dir wichtig ist. Und damit meine ich nicht, was dir wichtig ist, dass andere über dich denken. Ich meine, was dir ganz persönlich für dein Leben wichtig ist.
Wenn du das für dich weisst, kannst mehr davon machen, was dich weiterbringt. Und all das weglassen, was dir nichts bringt oder sogar daran hindert, weiter zu kommen.
So simpel. Und doch nicht so einfach.
Fragen helfen. Immer.
Um herauszufinden, was dir wichtig ist, braucht es die nötige Reflexion. Auf dich und dein Leben.
Dafür stellst du dir am besten ganz bestimmte und grundsätzliche Fragen.
Welche Werte sind für dich zentral?
Was bedeutet für dich Erfolg?
Was möchtest du im Leben erreichen?
Woran hast du besonders viel Freude?
Wen bewunderst du? Und wofür?
Worauf willst du einmal stolz sein?
Wie sollen dich deine Kinder einmal in Erinnerung behalten?
Wofür liebst du deine Eltern?
Das sind Fragen, die es zu beantworten gilt. So lernst du dich selber kennen. So findest du heraus, wer DU wirklich bist. Und wer du sein willst.
Erst dann weisst du, was DIR wichtig ist.
Erst dann kannst du Nein zu den Dingen sagen, die dich persönlich nicht weiterbringen. Und zu den wichtigen Sachen aus vollem Herzen JA sagen.
Aus eigener Erfahrung sage ich, dass es sich nur lohnt, sich die Zeit zu nehmen, um sich diese Fragen einmal zu stellen. Und mit der Zeit auch zu beantworten. (Mehr zum Thema ICH-Zeit erfährst du im Blogpost «ICH-Zeit: Warum Auszeiten vom Alltag wichtig sind.»)
Persönlich wünsche ich mir für dich, dass deine Aufgabe als Vater oder Mutter ein Teil deiner Antworten sind. Damit du eines Tages nicht erkennen musst, was du alles versäumt hast. Was du mit deinen Kindern alles hättest machen können. Und wie viel du von ihnen hättest lernen können.
Reden hilft auch. Im Fall.
Oftmals ist es schwierig, für sich selber Antworten zu finden. Obwohl wir alle Antworten in uns tragen. Nur haben wir Erwachsene leider verlernt, uns zu spüren und wirklich zuzuhören.
So kann es nur helfen, darüber zu reden. Solche Fragen mit jemandem zu diskutieren. Und sich über die Antworten auszutauschen. Schweigen tut immer mal wieder gut, ist aber in diesem Fall mehr Silber als Gold.
Erstens tut es einfach gut, über solche Dinge zu reden. Zweitens können dir andere Meinungen und Ansichten wichtige Impulse geben, um deine Antworten zu finden.
Also, rede darüber. Rede mit deinem Partner. Rede mit Freunden oder mit anderen Eltern. Rede mit deinen Eltern. Wenn du niemanden zum Reden hast oder dir das zu persönlich ist, dann rede mit mir. Jederzeit.
Am Anfang steht immer ein Gedanke. Ein Gedanke, etwas verändern zu wollen. Dann braucht es Verständnis. Zu verstehen, wofür man etwas tut. Dann kommt das Tun. Etwas wirklich machen und ausprobieren. Dadurch entsteht Erfahrung. Die Erfahrung, welche die Einstellung formt. Und aus der Einstellung entstehen die Gedanken. Und so dreht sich der Kreis weiter...
Und je mehr Fokus, desto runder der Kreis.
Also, was denkst du? Verstehst du es? Dann tu es. Lieber jetzt als später. Und sammle deine Erfahrungen.
Ich wünsche dir viel Freude dabei. :-)
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