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Ego vs. Menschheit

Als Einstieg ein paar Fakten zu unserer Welt:

  • 1.5 Milliarden Menschen haben keine Elektrizität.

  • 1.7 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

  • 2.5 Milliarden Menschen haben kein WC.

  • Jeden Tag verhungern über 15'000 Kinder

  • Jeden Tag sterben 19'000 Kinder an vermeidbaren Krankheiten

Bitte lies dir diese Zahlen noch einmal durch.



Kannst du dir das vorstellen? Das sind keine Fakten aus dem 19. Jahrhundert. Wir reden vom Jahr 2017!

Und wir in Europa – und erst recht in der Schweiz – sorgen uns hauptsächlich darum, einen besseren Job oder eine grössere Wohnung zu haben, ein schöneres Auto zu besitzen oder schönere Ferien machen zu können. Ganz schön crazy!!


Ich oder wir?


Die meisten werden jetzt denken: Ja, ist schon schlimm, die armen Leute, aber das ist halt soooo weit weg von mir. Es hat nun mal nichts mit meinem Alltag zu tun. Ist halt Schicksal. Andere Länder, andere Sitten – und andere Sorgen.

Jetzt mal ernsthaft: Wie kann es sein, dass wir in der westlichen Zivilisation so unberührt und gleichgültig sein können? Wie kann es sein, dass wir uns tagtäglich so verhalten, als hätten wir damit nichts zu tun?

Wie können wir akzeptieren, dass wir auf Kosten dieser Länder, auf welche diese Fakten zutreffen, unseren Konsum befriedigen und uns noch mehr bereichern?


Wie können wir einfach hinnehmen, dass 5% der Menschen über 95% des gesamten Reichtums auf unserem Planeten verfügen, und wir sie dafür auch noch bewundern?

Wir reden hier von UNSERER Welt. Es geht nicht um die erste oder dritte Welt. Es geht nicht um wir oder die anderen. Es geht nicht um mich oder dich. Es geht um uns. Um uns Menschen. Um unsere Welt.

Die gleiche Spezies und das gleiche Zuhause sollten eigentlich genug Gemeinsamkeit sein, um sich verbunden zu fühlen. Um sich füreinander verantwortlich zu fühlen. Um füreinander zu sorgen.

Wofür muss denn ein Milliardär noch reicher werden? Um noch mehr Häuser oder Yachten an noch mehr Orten zu besitzen? Um die goldenen Wasserhähne mit solchen aus Platin zu ersetzen? Oder vielleicht doch nur, um sein Ego zu polieren und auf der Rangliste der reichsten Menschen noch ein paar Ränge noch oben zu rutschen?

Auf unserer Welt gibt es genug für alle. Genug zu essen, zu trinken, anzuziehen und genug Geld. Für alle.

Woran kann es also liegen, dass wir in der heutigen Zeit, mit so viel Information, Technologie und Vernetzung, immer noch nicht in der Lage sind, die notwendigen Güter gerecht zu verteilen?



Darwins Einfluss – Me first!


Es hat wohl weniger mit können, als mit wollen zu tun. Ich vermute, dass Darwins Evolutionstheorie mit ihrem «Survival of the Fittest» einen wesentlichen Einfluss haben könnte. Eine Theorie, die mittlerweile wissenschaftlich widerlegt wurde, jedoch nach wie vor verbreitet wird. Schulisch, medial und wirtschaftlich.


Unsere Natur beruht auf Kooperation. Dennoch wird das unnatürliche Wettkampf- und Überlebens-Prinzip gelehrt und aufgezwungen.

So werden wir in der westlichen Welt von klein auf getrimmt, stärker, besser, schneller, intelligenter oder schöner als die anderen zu sein. Um später mal zu überleben.

Sowohl in der Erziehung, als erst recht in der Schule, geht es meistens um den Vergleich. Und natürlich um Leistung. Alles wird an der Leistung gemessen.

Man wird belohnt, wenn man besser ist. Man wird bestraft, wenn man schlechter ist. Dank Einzug der sogenannten Frühförderung sogar in immer jüngeren Jahren. Damit man später noch besser überlebt.



Leistung über alles


Die Folge dieser «je stärker desto besser»-Theorie ist aber nicht das Überleben, sondern die Entwicklung eines ausgeprägten Egos. Das fürsorgliche Miteinander, das Helfen der Schwächeren oder der soziale Umgang werden dabei völlig vernachlässigt, wenn nicht sogar als Schwäche interpretiert.

Dabei sind es genau solche Tugenden und Eigenschaften, die uns ein glücklicheres Leben bescheren und uns als Menschheit überleben lassen. Denn dank dem sozialen Wesen, das uns Menschen eigentlich ausmacht, gibt es unsere Spezies überhaupt noch.

Doch nicht genug, dass Erziehung und Schule uns lehren, in erster Linie für sich selber zu kämpfen. Sobald wir Erwachsen sind, geht es erst richtig los.

Die grosse Mehrheit der Unternehmen sucht ihre Mitarbeiter nach dem Prinzip «Leistungsausweis» aus. Leistungsausweis auf Papier, versteht sich. Also nach Noten, Ausbildungen oder wirtschaftlichem Erfolg. Am besten noch zusätzlich geprüft durch Assessments, um das Papier mittels Momentaufnahme auch ja zu bestätigen.

Nur wenige Unternehmen sind bestrebt, Menschen an Bord zu holen, welche die gleichen Überzeugungen, Interessen und Werte verkörpern. Geschweige denn, diese überhaupt herauszufinden.

Dabei ist es der Faktor Mensch, der den Unterschied macht. Immer. Diplome und Auszeichnungen sind so austauschbar wie die Unternehmen, die danach rekrutieren.



Kämpfen statt helfen – Gewinnen statt verlieren


Hat man also dank Leistungsausweis einmal Fuss gefasst, geht der Kampf weiter. Ellbogen raus und Vollgas. Ohne Rücksicht auf Verluste. Es geht ja schliesslich um mich. Um meine Leistung, meinen Einsatz, meine Karriere, meinen Bonus, meine Zukunft – und natürlich: um mein Überleben.


Alle für sich und jeder gegen jeden. Man lernt ja schliesslich von den Vorgesetzten, die einem das vormachen. Und ausserdem machen es ja alle anderen auch so.

Wenn man also beruflich weiterkommen will, hilft einem der Egoismus. Das ist ein Zeichen von Stärke. Also bloss nicht anderen helfen und sich teamorientiert verhalten, denn das zeugt von Schwäche.

Das gleiche Prinzip beim Sport. Da geht es nicht einmal um Leistung, sondern nur ums Gewinnen. Schon ein zweiter Platz wird teilweise als Niederlage angesehen.

Freude am Spiel? Kein Thema. Olympischer Gedanke? Für Verlierer. Richtige Sieger sind ehrgeizig und wollen immer an erster Stelle stehen. Auch hier meistens ohne Rücksicht auf Verluste.

Sieger werden ja dafür auch bewundert – und nachgeahmt. Ohne Fleiss kein Preis. Ohne Siegerwille keine Sponsoren. Ohne Siege kein Geld.




In der Fürsorge liegt die Kraft


Dabei liegt die grösste Erfüllung darin, anderen zu helfen.

Kein Sieg, kein Geld, keine Beförderung und kein Überleben erfüllt uns so sehr, wie andere zu sehen, die dank unserer Unterstützung Glück oder Freude erleben.

Vor allem Eltern sollten dieses Gefühl bestens kennen. Das gleiche gilt aber genau so für Freunde, Kollegen, Mitarbeiter oder auch Fremde. Besser oder stärker zu sein macht einsam. Helfen verbindet und macht glücklich.

Wie sollten wir aber, gross geworden mit so einer Erziehung, ausgebildet in so einer Schule, als Teil eines solchen Systems, auch nur ansatzweise andern helfen?

Wie können wir überhaupt an schwächere oder ärmere Mitmenschen denken, wenn doch nur die Stärkeren auf dieser Welt überleben?

Wie werden wir so jemals etwas verändern und eine gerechte Verteilung unserer Güter haben wollen, wo doch wir auf der glücklichen Seite der Waage sind?

Wir sollten es aber. Wir können es. Und wir werden.



Menschen als Vorbilder

Unzählige unter uns haben es bereits vorgemacht und machen es uns auch heute vor. Und ich meine damit nicht Jesus oder Mutter Theresa. Ich meine all die Menschen, die anderen helfen und sich selber nicht als das Zentrum des Universums erachten.

Diejenigen, die in gemeinnützigen Organisationen und Hilfswerken überall auf der Welt mithelfen. Diejenigen, die bei Katastrophen und Verwüstungen Aufbauarbeit leisten. Diejenigen, die Obdachlosen eine Mahlzeit oder Schlafstelle spendieren. Diejenigen, die verlassenen und einsamen Menschen Zeit schenken. Diejenigen, die Kinder einfach Kinder sein lassen. Diejenigen, die sich weigern, in den Krieg zu ziehen. Diejenigen, die Arbeitslosen einen Job geben. Oder all diejenigen, die einfach anderen Freude bereiten.

Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie haben sich nicht damit abgefunden, Teil eines Systems zu sein, das nicht funktioniert. Sie haben nicht anderen die Schuld gegeben, für all das, was Schief läuft. Sie haben nicht mit dem Finger auf andere gezeigt und die Verantwortung delegiert.

Nein, sie haben einfach bei sich selber angefangen und gemacht. Genau so fängt Veränderung an.

Wenn wir also etwas verändern wollen, dann fangen wir mit der Person im Spiegel an.

In diesem Sinn: Danke Michael.

 

I'm starting with the man in the mirror

I'm asking him to change his ways

And no message could have been any clearer

If you wanna make the world a better place

Take a look at yourself, and then make a change.

Michael Jackson - Man In The Mirror

 




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